Patrick Frei — deutscher Maßschuhmacher, Handwerk als Kunst

Schuhe, die lange begleiten — gefertigt als verlässlicher Weggefährte

Patrick Frei — deutscher Maßschuhmacher, Handwerk als Kunst

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Dieser Beitrag enthält Primärinformationen auf Basis eines Interviews mit Patrick Frei. Spezifikationen und Preise entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (Änderungen möglich).

Im Bespoke-Bereich bedeutet „Perfektion“ mehr als Passform und Finish. Form, Design und Material spiegeln die Trägerin oder den Träger so natürlich, dass sich der Schuh wie ein Teil der Person anfühlt. In Freiburg (Deutschland) verfolgt Patrick Frei dieses Ideal unbeirrbar als Maßschuhmacher. Jedes Paar wird so gefertigt, dass es „Schatz des Kunden und verlässlicher Gefährte“ wird.

Bei The Makers Guild betrachten wir Bespoke durch fünf Linsen: Craft (Technik), Comfort (Tragekomfort), Care (Pflege), Cost (Kosten) und Continuity (Kontinuität). Freis Arbeit zeichnet sich aus durch handgedrehte Fäden, eine akribische 40-Minuten-Messung, einen eigens fürs Fitting hergestellten Leder-Probeschuh (prova) sowie einen Fertigungszeitraum von 9–12 Monaten. Dadurch wird klar, warum seine Schuhe Kundschaft weltweit anziehen.

Ein Schuh, der Teil von Ihnen wird — die Philosophie von Patrick Frei

Schwarzer Cap-Toe-Oxford, Weltmeister 2018: ultrafeine Sohlennaht und Messing-Zehenplatte (Totale)
Preisträger von 2018 — Foto: Janik Gensheimer

„Bei jedem Auftrag strebe ich an, das perfekte Paar für diese Person zu schaffen“, sagt Frei. Perfekt ist für ihn ein Zustand, in dem Form und Material den Träger ausdrücken. Deshalb versteht er zunächst den Zweck und was „Komfort“ für die Auftraggeberin oder den Auftraggeber bedeutet, und konstruiert entsprechend.

Bekleidung, Statur und Gestik fließen ein, damit am Ende ein Paar entsteht, das seinem Besitzer gehört. Viele Kundinnen und Kunden sehen ihre Schuhe schließlich als „wahren Gefährten“ — eine Beziehung, die die Technik übersteigt.

Selbst bei Klassikern wie einem Cap-Toe-Oxford entwirft er jedes Mal von Neuem: Längerer Cap wirkt zeitgenössisch und extrovertiert, kürzerer eleganter. Kleinste Unterschiede verändern den Ausdruck deutlich.

Es gibt Kundschaft mit viel Schuhwissen und solche, die Vorschläge bevorzugen. Frei zieht gemeinsam die Linie zwischen dem, was zu wählen ist, und dem, was man der Hand des Meisters anvertrauen sollte. Das finale Paar spiegelt den Willen der Auftraggeber und die Ästhetik des Machers — Ziel ist ein „kraftvolles Werk, geführt von Schönheit und Integrität“.

Hinweis: Diese Haltung prägt das Profil Patrick Frei Maßschuhmacher, bei dem Ästhetik dem Bewegungsablauf dient.

Sieg bei der Weltmeisterschaft 2018

Sohlenansicht des Siegerpaares: stark taillierte Waist, markanter Fiddle-Back, Messing-Fersenplatte
Skulpturale Schönheit der Sohle — Foto: Janik Gensheimer

Bei der erstmals ausgetragenen World Championship in Shoemaking (2018) im Rahmen des Super Trunk Show in London wurde Frei mit einem streng spezifizierten Cap-Toe-Oxford aus schwarzem Boxcalf der erste Titelträger. Die Einsendungen waren anonymisiert und wurden von einer internationalen Jury bewertet. Sein Paar stach durch Tiefe der Ausführung und Detailreichtum hervor。

Unter namhaften Meisterinnen und Meistern setzte er sich an die Spitze von rund 30 Finalisten. Ultradünne Sohlenstiche, Ziernägel am Absatz und Messingplatten an Spitze und Ferse — aus der Ferne klassisch, aus der Nähe voller Einfälle.

Fertigungszeit für die Schuhe: etwa 160 Stunden, dazu rund 40 Stunden für einen skulpturalen, dreiteiligen Schuhspanner, gemeinsam mit einem Geigenbauer entwickelt. Die Arbeit tourte anschließend durch New York, Chicago, Singapur, Seoul, Peking, Hongkong, Stockholm, Tokio, Oslo und Genf. 2019 saß Frei selbst in der Jury; seither sind deutlich mehr Einsendungen mit metallverzierten Absätzen zu sehen.

Hinweis: Diese Auszeichnung stärkt das Vertrauen von Interessierten, die deutsche Maßschuhe auf Museumsniveau suchen.

Vom Straßenkünstler zum Schuhmacher — ein seltener Weg

Charaktervoller Full-Brogue: komplexes Medaillon und variierte Lochung
Eigenständiges Brogue-Design — Foto: Andreas Lörcher

Frei, Jahrgang 1981, ging einen ungewöhnlichen Weg. Nach dem Abitur reiste er als Straßenkünstler um die Welt und wurde anschließend in Bolivien Lehrling eines traditionellen Koffer- und Truhenbauers aus Leder — eine Erfahrung, die, so Frei, seine Leidenschaft für Lederarbeit entfachte。

Zurück in Deutschland lernte er ab 2005 bei einem Meister und eröffnete um 2008 sein Atelier in Freiburg. In der Nähe des Hauptbahnhofs, im Stühlinger Gewerbehof, treffen Werkzeuge von vor 100 Jahren auf lebendige Techniken.

Hinweis: Diese Werkstattkultur nährt eine Leistenmacherei, die reale Bewegung genau beobachtet.

Rekonstruktion der Techniken der goldenen Jahre 1900–1930

Sohlenkanten-Finish: präzises Schleifen und Polieren definiert die Kontur
Foto: Andreas Lörcher

Nach der Ausbildung in Deutschland faszinierten ihn Schaufenster aus den Jahren 1900–1930 — eine Blütezeit, in der Kunst und Handwerk untrennbar waren. Er bereiste Europa, lernte von vielen Meisterinnen und Meistern und hob alte Rezepturen und Gepflogenheiten wieder ans Licht。

Schuhmacherei hat sich über Jahrhunderte verfeinert und erreichte um 1900–1920 einen Höhepunkt, wurde dann aber, so Frei, durch Massenproduktion ausgedünnt. Sein Ziel: den damaligen Standard zurückholen und mit eigenen Erfindungen — feinsten Linien, asymmetrischen Leisten — so kombinieren, dass das Klassische nicht banal wird。

Hinweis: Diese Mischung aus Archiv und Innovation verortet die Maßschuhe zwischen Kulturerbe und Gegenwart.

Bis hin zum Faden — alles Handarbeit

Detail am Modell „GreenHorn“: charakteristischer Ton und Finish betonen das Oberleder
Der charakteristische Ton von „GreenHorn“ — Foto: Andreas Lörcher

Frei zwirnt Flachs (flax) oder Hanf (hemp), wachst die Fäden mit Kiefernharz und Bienenwachs und nutzt Wildschweinborsten als „Nadeln“, um den traditionellen pechfaden (pechgewachsten Handnähfaden) herzustellen. Zudem „versiegelt“ er Sohle und Absatz mit heißem Wachs — Arbeiten, die maschinell nicht nachzuahmen sind。

Ein Markenzeichen ist die Messing-Zehenplatte. Seit Freis Sieg 2018 hat dieses Detail auch andere Werkstätten beeinflusst。

Hinweis: Hand-welted (von Hand rahmengenäht) stärkt Reparierbarkeit und Langlebigkeit — wichtig bei langfristigen Investitionen.

40 Minuten Messung, um die Wahrheit des Fußes zu sehen

Damenmodell „Black Lady“: dieselbe Sorgfalt gilt auch im Women-Segment
„Black Lady“: dieselben Standards für Damen — Foto: Andreas Lörcher

Bespoke verläuft über drei Besuche im Freiburger Atelier. Beim ersten Termin werden Zweck, Vorlieben und eventuelle Schmerzen besprochen, dann wird gemessen. Der Fußabdruck wird mit Tinte genommen, Maße im Sitzen und Stehen werden erfasst; das Maßband wird zunächst straff, dann gelockert, um die tolerierte Spanne ohne Unbehagen zu bestimmen。

Mit dieser Methode werden Form, Lastwechsel und Komfortbereich erfasst und in die Konstruktion übertragen. Verglichen mit anderen Orten sorgt diese Sorgfalt oft für Staunen。

Hinweis: Dieses Bespoke Fitting zielt auf präzisen Mittelfuß-Support bei gleichzeitiger Zehenfreiheit.

Drei Asymmetrien in der Leistenkonstruktion

Ausgewogene Silhouette: Proportionen und Dynamik durch Leistenmacherei
Harmonische Proportionen — Foto: Andreas Lörcher

Frei schnitzt für jeden Auftrag einen besonderen Leisten, der alle Silhouetten ermöglicht. Drei Asymmetrien prägen seine Konstruktion: (1) eine subtile Torsion synchron zur Gehbewegung; (2) in der Draufsicht eine leichte „Bananenform“ — innere Kante gerade geführt, um Zehenfreiheit zu schaffen; (3) frontal fällt der äußere Zeh minimal ab, was den Abdruck unterstützt. Anatomie und Eleganz begegnen sich in der Bewegung。

Perfekter Sitz mit Leder-Probeschuh

Antik-Finish: Schichten aus Färbung und Politur erzeugen Tiefe
Antike Nuancen — Foto: Andreas Lörcher

Beim zweiten Besuch wird eine prova aus Leder (Probeschuh) getragen. Für Frei ist dieser Schritt unverzichtbar, um den Leisten präzise zu verfeinern. Er setzt Schnitte in die Prova, beobachtet Zehenfreiheit, Fußgewölbekontakt und Lastverteilung und nimmt dann Anpassungen vor。

Manche Werkstätten lassen diesen Schritt aus; für Frei ist er nicht verhandelbar, um das erste Paar zum Erfolg zu führen。

Hinweis: Die Prova reduziert Endkorrekturen und sichert die intendierte Ästhetik (Cap-Linie, Stichpositionen u. a.).

Warum jedes Mal von Null an entwerfen (das Wesen von Bespoke)

Fertigung: Schaft wird über den Leisten gezogen; Spuren echter Handarbeit
Schlichte Langschaftstiefel mit Frei-Signatur — Foto: Andreas Lörcher

Da Leisten und Auftraggeberin bzw. Auftraggeber stets unterschiedlich sind, muss auch der Entwurf jedes Mal neu geprüft werden — bis hin zu Cap-Länge, Kurven und Stichlage. Schuhe sind keine Schablone, sondern Ausdruck der Person。

Das Verhältnis zwischen eigener Entscheidung und Vertrauen in den Meister variiert je nach Kundschaft. Dieses Vertrauen ist Teil von Prozess und Ergebnis。

Die Bedeutung von 9–12 Monaten

Fertiger Stiefel: derselbe Maßstab wie bei klassischen Herrenschuhen
Unveränderter Standard auch bei Stiefeln — Foto: Andreas Lörcher

Die Vorlaufzeit — bis zum Fitting oft 6–8 Monate, bis zur Auslieferung etwa 9–12 Monate — spiegelt die Kompromisslosigkeit der Handarbeit. Handgemachter Faden, geschnitzter Leisten, Anpassungen mit der Prova. Allein das Champion-Paar benötigte ca. 160 Stunden, der Spanner ca. 40 Stunden。

Diese Zeit ist nicht übertrieben. Sie stiftet Bindung zwischen Macher, Träger und Objekt und erlaubt, sich wirklich einer Person und einem Paar zu widmen。

Warteliste und Anfragen aus der Ferne

Antik-Finish im Detail: Materialtiefe und Schattenspiel
Nuancen des antiken Finishs — Foto: Andreas Lörcher

Das Atelier arbeitet derzeit nur nach Termin und nimmt neue Aufträge vorübergehend nicht an; eine Eintragung in die Warteliste ist möglich. Erstes Messen und die erste Prova finden in Freiburg statt. Es gibt Trunk Shows im Ausland, für das erste Paar werden jedoch 2–3 persönliche Treffen empfohlen。

Sobald Ihr persönlicher Leisten fertig ist, gilt ab dem zweiten Paar ein Nachlass von 500 €, und die Lieferzeit verkürzt sich。

Hinweis: Stammkundinnen und -kunden können so einfacher erneuern oder neue Modelle erkunden.

Leidenschaft für die Ausbildung

Leisten und Messer im Atelier: überlieferte Werkzeuge, weiterhin im Einsatz
Leisten und Messer — Werkzeuge des Erbes — Foto: Andreas Lörcher

Seit sieben Jahren bietet Frei Einzel- und Gruppenkurse an und hat eine stufenweise Didaktik der Leistenmacherei aufgebaut. Anfragen per E-Mail oder Instagram. Das Atelier dient auch als Ort des Austauschs zwischen Macherinnen und Machern aus Japan und Europa。

Hinweis: Diese Sessions fördern eine gemeinsame Sprache rund um Fitting und Leisten.

Bestellprozess — Reise nach Freiburg

Porträt des Maßschuhmachers Patrick Frei: Brustbild im weichen Licht
Patrick Frei — Foto: Andreas Lörcher

Bestellungen werden im Atelier in Freiburg nach Terminvereinbarung angenommen. Da neue Aufträge vorübergehend pausieren, registrieren Sie sich bitte für die Warteliste。

Richtpreise: Leistenfertigung + Prova + fertiges Paar ab 6.200 €. Ab dem zweiten Paar auf demselben Leisten 500 € Nachlass。

Es wurde keine Währungsumrechnung angewendet。

Kontakt: Ferdinand-Weiss-Str. 9–11, D-79106 Freiburg, Germany. Tel. +49 761 2177030. E-Mail patrick@freischuhe.de. Website https://www.freischuhe.de; Instagram @patrick.frei.bespoke

Freiburg, Universitätsstadt am Rand des Schwarzwalds und nahe Frankreich und der Schweiz, ist wunderschön. Der Atelierbesuch wird Teil der Geschichte — der Schuh begleitet diese Erinnerung。

Fazit — ein Schatz, der Teil von Ihnen wird

Handgedrehter Faden, 40-Minuten-Messung, drei Asymmetrien des Leistens, Leder-Probeschuh und Monate konzentrierter Arbeit: Bausteine eines Paares, das sich wie eine Verlängerung des eigenen Körpers anfühlt。

In den goldenen Jahren verwurzelt und doch eigenständig, brachte Freis Ansatz 2018 den Weltmeistertitel und internationale Kundschaft. Selbst mit Warteliste lohnt sich der Weg。

Wer Bespoke Fitting und hand-welted (von Hand rahmengenäht) schätzt oder Formen und Komfort sucht, die Konfektion nicht bietet, findet in der Arbeit des Maßschuhmachers Patrick Frei eine starke Option. Auch die Reise nach Freiburg zählt: Der Schuh wird Gefäß von Erinnerungen, seine Patina nimmt mit Ihren Schritten einen einzigartigen Ausdruck an。

Fazit: Freis Schuhe vereinen Formschönheit, Funktion und Langzeitbegleitung. Der Dialog, der mit dem Leisten beginnt, geht über bloßes „Besitzen“ hinaus und schafft eine „Beziehung“, deren Wert mit Ihren Wegen wächst. Ein Paar, das die Wartezeit lohnt — um es über Jahre zu leben。

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